Was Weihnachtsfeiern für den Dezember, sind Neujahrsveranstaltungen für den Januar. Und als mir die Einladung zum Neujahrsempfang der Deutsch-Arabischen Gesellschaft ins Haus flattert, merke ich auch gleich auf – das Programm kündigt neben den üblichen Grußworten, Musikdarbietungen und Gutmenschentum auch einen Vortrag von Rachid Al-Ganouchi, dem Vorsitzenden der El-Nahda Partei, die in Tunesien kürzlich mit überwältigender Mehrheit die Wahl gewann und die als islamistische Partei verschrien ist. Ich bin interessiert, melde mich zusammen mit zwei Freundinnen an.
Schon als wir den Ort des Geschehens, den Französischen Dom am Berliner Gendarmenmarkt betreten, beschleicht uns ein leicht beklemmendes Gefühl. „Ich fühle mich sehr bürgerlich“, raunt mir meine Begleitung ins Ohr. Viele sehr gediegene Menschen in Anzügen und Hosenanzügen sitzen um uns herum, wir ziehen den Altersdurchschnitt arg nach unten.